Eine asymmetrische Tasche aus laminiertem Softshell

Mein ständiger Gedanke beim Nähen dieser Tasche war: „Die Kreativität beim Nähen besteht daraus, unvorhergesehene Gegebenheiten so aussehen zu lassen, als wären sie gewollt.“

Ich brauchte eine Handtasche für die etwas feinere Garderobe. Als Taschenschnitt hatte ich mir etwas wie eine Clutch mit Kette vorgestellt und bin in dem Buch Nähen mit Stoffe.de Taschen fündig geworden. Der Schnitt ist die Asymmetrische Jeanstasche von Seite 11.


Dazu fiel mir dieser außergewöhnliche Stoff in die Hände. Mit 6 €/m war er ein echtes Schnäppchen. Damit man die Struktur besser erkennen kann, zeige ich hier ein Randstück.

Es fühlt sich an wie Softshell, ist aber laminiert und sieht auf der Vorderseite wie Kunstleder aus.

Als Futter habe ich einen alten Polyester-Nadelstreifen-Anzugsstoff genommen, der eigentlich in den Müll wandern sollte. Aber er passte farblich wunderbar (schwarz-braun). Außerdem verwendete ich Vlieseline 250, S133 und Wattevlies. In der Anleitung war eigentlich Pappe angegeben, aber ich hatte noch ein Stück von der Vlieseline S133 und verwendete sie zum ersten Mal. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man die wirklich aufbügeln kann, da sie doch sehr dick ist. Aber man kann. Dazu kamen noch Lederstreifen und ein Knopf.

Das Abpausen des Schnittes ging einfach. Die Linien auf dem Schnittmuster waren gut zu erkennen und in Originalgröße.

Erste Hürde kam bei den Schlaufen für den Taschenhenkel. Mit oder ohne Nahtzugabe? Warum das bei den Streifen, die man zum Schnittmuster zusätzlich zuschneiden muss, nie mit dran steht, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Neulich nähte ich eine Tasche, da war es mit Nahtzugabe. Hier ließ sich durch die Markierungen im Hauptschnitt erahnen, dass die Schlaufen ohne Nahtzugabe zuzuschneiden sind. Später sollte sich herausstellen, dass sogar das zu groß ist. Mittlerweile schreibe ich mir solche Erkenntnisse immer sofort ins Buch.

Durch das dicke Material war auch das Einsetzen der Schlaufen eine Herausforderung. Die Nähte sind trotz Obertransport nicht ganz sauber geworden, aber hoffentlich stabil.

Als nächstes sollte auf das Futter der Pappboden aufgenäht werden. So weit, so gut. Die Praxis sah anders aus. Zum Glück verwendete ich die harte Vlieseline S133, so konnte der Boden nicht hin und her rutschen. Was in dem Buch nicht erwähnt blieb, war, dass die Wendeöffnung sehr groß sein sollte und auf keinen Fall am Taschenboden enden, denn dieser muss in eine bestimmte Richtung geknickt bleiben, sonst bekommt man ihn nie wieder richtig reingesetzt. Das muss so aussehen:

Der Boden darf also keinesfalls ganz „gewendet“ werden, sondern muss immer in seiner Endposition, wie er später am Taschenboden liegt, bleiben.

Eigentlich sollten am Boden noch Schrägnähte gesetzt werden, aber die habe ich mir geschenkt. Dürfte auch schwer werden auf dem Papp- bzw. harten Vlieselineboden.

Hat man das hinbekommen und die Wendeöffnung geschlossen, kommt das Anbringen des Magnetverschlusses. Warum erst jetzt? Weil im Buch gar kein Verschluss vorgesehen ist. Ich hatte mich für aufnähbare Magnetschließen entschieden und hätte es besser gelassen. Sie hatten ein Schweinegeld gekostet und hielten genau null. Am liebsten würde ich sie in den Müll werfen!

Mein Alternativplan war ein großer Knopf. Zunächst fertigte ich ein Probeknopfloch an und stellte fest, dass ich auf Grund der geringen Gleitfähigkeit des Stoffes besser einen etwas weiteren Zickzackstich nehme. Mein Knopflochfuß war für den Knopf zu klein, außerdem hätte ich den Obertransport ausschalten müssen. Eher kontraproduktiv bei diesem Stoff. Also habe ich das Knopfloch freihändig genäht. Das klappte erstaunlich gut.

Zum Schluss nähte ich den Knopf an. Damit das Knopfloch der Dicke des Materials gerecht wird, fachgerecht mit Abstand.

Zum Schluss hatte ich noch Lederband (Abfall aus einer Lederwarenfabrik, günstig im Internet erstanden, somit quasi Upcycling) geflochten und durch die Schlaufen gezogen. An der Stelle wurde die Beschreibung im Buch abenteuerlich: „…Aus den Lederimitat-Fransenbändern jeweils ein Röllchen formen und für die spätere Aufhängung der Quaste mittig vier Fransen nach oben stehen lassen. Mit Textilkleber oder ein paar Stichen von Hand fixieren. Die Quasten jeweils mit den vier nach oben stehenden Fransen an den Trageriemen knoten.“ What?

Ich werde mir den Luxus gönnen und vom Schuster Hohlnieten durch die Schlaufen samt Henkel kloppen lassen. Manchmal müssen Profis ans Werk 😉

So sollte die Tasche im Übrigen laut Buch aussehen:

Mein Eindruck ist, ich habe eine völlig andere Tasche genäht 😉

Nun muss man dem Buch zu Gute halten, dass es recht günstig war und die Anleitungen ursprünglich zum freien Download auf der Homepage von stoffe.de zur Verfügung standen. Die meisten Bücher kaufe ich eh wegen der Designideen und die sind in dem Buch zum Teil wirklich kreativ.

Geteilt beim September-Taschen-Sewalong mit dem Thema: SnapPap, Kork & Co. 


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