Dieses Jahr machten wir in unserem Sommerurlaub einen Städtetrip nach Leipzig und nach Berlin. Und was liegt im Urlaub näher, als eine Shoppingtour zu unternehmen? Natürlich Konsequent fair, zumal es in Aachen kaum Gelegenheiten für den fairen Kleidungseinkauf gibt.
Leipzig
Da wir in der Karl-Liebknecht-Straße (auch liebevoll Karli genannt) nächtigten, lag nichts näher, als sich zunächst diese Straße genauer anzusehen. Ca. 100 m von unserer Unterkunft lag die Genossenschaft Feinkost. Das ist ein sehr interessantes Projekt zur Erhaltung der ehemaligen VEB-Lebensmittelfabrik und auf ihrem Hof finden sich ein paar interessante Läden, u. a. Mrs. Hippie (hat weitere Filialen in Magdeburg, Erfurt, Dresden, Flensburg „Dito“, Kiel „Tofte“ und Bremen „Tadellos“).
Mrs. Hippie verkauft überwiegend Kleidung, die in der EU hergestellt wird, aber auch weltweit, wobei sie, laut eigenen Angaben, auf „saubere“ Kleidung achten möchten. Naja, so ganz astrein ist die Deklaration nicht, aber es gibt in dem Laden tatsächlich einige bekannte Fair-Trade-Labels zu kaufen und etliches ist auch wirklich aus der EU. Man muss halt darauf achten, was man aussucht. Da mir aber das Konzept der Feinkostgenossenschaft gut gefällt (weg von Investoren, die nur Einheitsbrei liefern, hin zu Individualität und Kultur), will ich bei dem Laden mal ein Auge zudrücken. Was mir auch noch gut gefallen hat, ist die Upcycling-Nähwerkstatt direkt im Laden. Hier werden aus Altkleidern individuelle, echt tragbare und witzige neue Teile geschaffen. Wer auch gerne Second-Hand einkauft, wird in der oberen Etage fündig.
Weiter gings. Neben Oxfam und einem Supermarkt für Biolebensmittel mit einem äußerst umfangreichen Angebot an Bio-Kosmetikern, fanden wir in der Karli noch diverse kleinere Läden, die selbst designte und in Leipzig hergestellte Mode anboten, sowie weitere Shops, die zumindest zum Teil faire Mode anboten. Hier machte Einkaufen Spaß!
Allerdings nahm ich am Ende nur eine Bodylotion von Weleda mit (die ist klasse, zieht sofort ein und vor allem wirkt sie, im Gegensatz zu dem ganzen Rohöl-Schrott, den man in herkömmlichen Drogeriemärkten zu kaufen bekommt). Ich kaufe irgendwie nichts mehr, was ich nicht wirklich brauche und ich brauche zur Zeit keine Klamotten. So einfach ist das. Gucken macht trotzdem Spaß 😉
Auch die Karl-Heine-Straße hat viele kleine Lädchen mit zum Teil eigener Produktion, z. B. Wildwechsel, Garderobe, Westwerk.
Natürlich darf in Leipzig auch kein Bummel durch die „richtige“ Innenstadt fehlen. Hier waren dann, wie nicht anders zu erwarten, der Einheitsbrei der Ketten zu finden. Ich schenkte mir jeglichen Ladenbesuch, weil mir der Kontrast zur kreativen, individuellen Karli viel zu extrem war. Wir besuchten nur die Kirchen, aßen auf dem Marktplatz einen Obstsalat (lecker) und dann stolperte ich noch über den Eine-Welt-Laden in der Burgstraße. Dort hätte ich mich an Informationsmaterial für mein Fair-Trade-Projekt totkaufen können, aber mangels Entscheidungsfreudigkeit begnügte ich mich mit einem Foto der Titel und überlege nun in Ruhe, welches Buch ich mir am Ende kaufen möchte (vielleicht ja im Welt-Laden in Aachen?).
Berlin
In Berlin wurden wir von unserem freundlichen Hotelpersonal gleich bei Ankunft auf den Mauerparkflohmarkt und den Flohmarkt am Arkonaplatz aufmerksam gemacht, die wir dann auch gleich besuchten.
Zunächst liefen wir zum Arkonaplatz. Ein schöner, übersichtlicher Flohmarkt mit wirklich echten Flohmarktartikeln, aber auch mit Kunst und ein Stand mit schönen bunten Taschen und Röcken Made in Berlin!
Ich sprach mit der freundlichen Verkäuferin an dem Stand mit den selbstgemachten Taschen und Röcken. Echt nett. Das Label nennt sich arabeske und sie verkauft nur auf Berliner Trödelmärkten:
Donnerstag – Hackescher Markt
Samstag – Kollwitzplatz
Sonntag – Boxhagener Platz und Arkonaplatz
(Edit: Inzwischen werden aufgrund von Corona und den ausfallenden Märkten auch Sachen online verkauft.)
Also warum nicht mal ein etwas individuelleres Berlin-Mitbringsel mitnehmen, anstatt den Plastikmüll aus den Touri-Shops?
In Fußgehweite lag der Mauerparkflohmarkt. Schon hunderte Meter zuvor sahen wir Menschenmassen hin und weg strömen. Instinktiv packte ich gleich mal meine Hand etwas fester an meine Handtasche 😉 Ging es auf dem Arkonaplatz noch besinnlich zu (obwohl der auch recht voll war), tobte hier das wahre Leben.
Dort merkte man dann, dass Kleidung in unserer Gesellschaft eine Wegwerfware ist. Überall standen Pappkartons rum, in denen Kleidungsstücke für einen Euro und teils ganz umsonst verhökert wurden. Hier musste ich leider zugreifen, obwohl die Kleidung zugegebener Maßen nicht fair gefertigt war. Aber sollte sie am Ende des Tages wohlmöglich in den Müll?
Auf den Fotos seht ihr meine „Beute“. Eine schöne leichte chiffonartige Bluse in smaragdgrün. Dann einen braunen Sweater in wirklich hoher Qualität, eine schöne feste Baumwolltischdecke und ein Seidentuch. Alles für umsonst. Irre oder?
Auf dem letzten Foto sieht ihr eine Errungenschaft für 1 Euro (!). Es ist Ur-Großmutters Reizwäsche aus festem, weißen Leinen. Daraus werde ich ein schönes Sommerkleid basteln.
Drei Tage später besuchten wir den Prenzlauer Berg und dort die Geschäfte Siebenblau und Wertvoll. Siebenblau war mir im Internet häufiger begegnet, z. B. als Einkaufstipp von Nähblogs. Siebenblau bietet ein umfangreiches Repertoire an Bio- und fairen Stoffen an. Der Laden ist gut zu finden, aber eher unspektakulär. Ein Stoffgeschäft halt. Die Stoffe sind allesamt sehr schön. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt kein Nähkonzept im Kopf, so dass ich mich in keinen Stoff verlieben konnte. Aber bei Siebenblau kann man auch online bestellen 🙂
Der Laden Wertvoll wurde in einem Artikel (den ich jetzt leider nicht mehr finde) empfohlen. Auch der Laden war recht gut zu finden. Positiv aufgefallen war mir an diesem Geschäft, dass es nicht so „Öko“ daher kommt. Das ist nämlich etwas, dass mich an vieler fairer Mode stört. Muss man in fairer Mode immer wie ein Kartoffelsack aussehen? Im Gegenteil, dieser Laden war super edel gestaltet und die Kleidung war sehr passabel. Durchaus businesstauglich. Auch hier kaufte ich mir nichts, denn ich muss zugeben, faire Mode hat ihren Preis, so dass man sie nicht einfach mal so im Vorbeigehen kauft. Aber auch bei Wertvoll kann man online kaufen, was ich mir durchaus vorstellen könnte.
Dieser Artikel ist Teil meines Projektes „One Year fair Clothes„. Das heißt, dass ich versuche, ein Jahr nur Kleidung zu kaufen, deren Hersteller fair entlohnt werden. Dafür recherchiere ich über das Thema und verblogge meine Ergebnisse hier. Genaueres habe ich in diesem Artikel beschrieben.
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