London Bekleidungsstand

Das Projekt: One Year fair Clothes

Was bedeutet fairer Handel (fair Trade)?

Fair Trade sagt aus, dass die Erzeuger einen durch Fair-Trade-Organisationen festgelegten Preis erhalten, der ihnen ein höheres und verlässlicheres Einkommen sichert, als der gewöhnliche Markt, der durch Lohndumping beeinflusst ist. Darüber hinaus gibt es Kooperationen zwischen den Industrieländern und den Entwicklungsländern, die z. B. für Schulbildung, aber auch für zuverlässige Handelsbeziehungen sorgen. Quelle: Wikipedia

Vor diesem Hintergrund bedeutet fair Clothes, dass für die Herstellung der Kleidung ein Lohn bezahlt wird, der ein notwendiges Auskommen für die Näherinnen gewährleistet.

Das Vorgängerprojekt – wie alles begann

Am 20.11.2012 sah ich im ZDF einen Bericht über die Ausbeutung der Arbeitnehmer bei Amazon. Bis zu dem Tag kaufte ich sehr viel bei Amazon. Im Oktober 1998 wurde das deutsche Amazon gegründet und etwas später hatte ich schon mein erstes Buch bei Amazon bestellt. Seither bestellte ich regelmäßig zunächst Bücher und CDs, später auch Haushaltsartikel, Elektroartikel und Kleidung bei Amazon. In einem Jahr bestellte ich meine kompletten Weihnachtseinkäufe bei Amazon. Es war immer so schön praktisch. Zu Hause im Warmen am Laptop sitzen, nur ein paar Klicks und fertig war der ganze Einkauf. Keine stundenlange Parkplatzsuche, kein Gedrängel in Geschäften, keine schlechte Beratung, keine nassen Füße und keine besoffenen Weihnachtsmarktbesucher.

Der Bericht des ZDFs öffnete mir die Augen. Was tue ich der heimischen Marktwirtschaft an, wenn ich bei einem amerikanischen Konzernriesen bestelle? Bei einem Konzernriesen, der Arbeitslose mittels Praktikas ausnutzt und so schlecht bezahlt, dass hauptsächlich Billiglöhner aus den Nachbarländern dort arbeiten. Arbeitsnehmer aus Deutschland müssen, wenn sie bei diesem Riesen arbeiten, ihren Lohn mit Sozialhilfe aufstocken. Im Gegenzug zahlt dieser Konzern durch ein geschicktes Töchtergeflecht kaum Steuern in Deutschland.

Das rüttelte mich wach und so postete ich am 21.11.2012 ganz vorsichtig auf Facebook, dass ich für ein Jahr versuchen werde, nicht bei Billiglohn-Online-Händlern (hierzu gehören alle Onlineanbeiter, die ihre günstigen Konditionen auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen, z. B. kostenlose Versandkosten incl. kostenfreie Rücksendung) zu bestellen. Ich postete mein Vorhaben nicht, weil ich daraus ein großes Ding machen wollte, sondern einfach als Motivation. Wenn ich es öffentlich mitteile, dann verpflichtet mich das innerlich. So begann mein erstes Projekt.

Als Reaktion erhielt ich den Hinweis, dass ich dann aber bitteschön auch auf den fairen Lohn in Bangladesch, Türkei etc. achten müsste. Sie hatten nicht ganz Unrecht, aber aus Erfahrung weiß ich, dass man sich nie zuviel auf einmal vornehmen sollte und somit blieb ich erst einmal dabei ein Jahr Billiglohn-Online-Händler-Abstinent zu bleiben. Aber ich versprach, dass ich im Anschluss das Projekt „Ein Jahr faire Kleidung“ angehen würde.

Das Projekt „One Year fair Clothes“

Nachdem ich mit dem Projekt „Ein Jahr keine Billiglohn-Online-Händler“ so gute Erfahrungen gemacht hatte, wollte ich das Projekt „One Year fair Clothes“ angehen.

Dadurch, dass ich bereits vor einem Jahr versprach, im Anschluss an mein Projekt „keine Billiglohn-Online-Händler“ das Projekt „fair Clothes“ anzugehen, spukte dieses Projekt bereits seit einem Jahr in meinem Kopf herum. Ein Jahr lang hatte ich bei jedem Kauf die Frage im Hinterkopf: „Wie würdest du in der Projektzeit mit diesem Kauf umgehen?“ Keine leichte Frage, denn gab es zu den Billiglohn-Online-Händlern noch jede Menge guter Alternativen auf dem Markt, die nicht unbedingt teurer waren (erstaunlicher Weise viele sogar günstiger), musste ich immer wieder feststellen, dass es zu Billiglohn-Kleidung kaum Alternativen gab. An meinem Wohnort gibt es kaum die Möglichkeit faire Kleidung zu kaufen und wenn, dann zu erheblich teureren Preisen. Eins wurde mir also recht schnell klar: Dieses Projekt wird an meinen Geldbeutel gehen und das tut weh. Mein einziger Lichtblick wird sein, dass ich dafür qualitativ hochwertigere Kleidung erhalten werde. Aber wird es wirklich so sein? Herausfinden kann ich das nur, wenn ich mich dem Projekt stelle. Und ich bin nun fest entschlossen, dies zu tun.

Die Ausgangslage

Natürlich ist mein Schrank voller Kleidung und natürlich werde ich jetzt nicht auf Schlag meine ganze Billiglohn-Kleidung wegwerfen (das wäre genauso wenig ökonomisch und ökologisch sinnvoll, wie es der Kauf dieser Kleidung war). Bisher habe ich überwiegend bei den Ketten mit zwei Buchstaben und einem &-Zeichen in der Mitte gekauft. Gefolgt von einem Konzern aus Düsseldorf und weiteren ähnlichen Marken im mittleren Preissegment. Allesamt sind dafür bekannt, dass sie in Billiglohn-Ländern produzieren. Zwar soll es in jüngster Zeit Abkommen für bessere Arbeitsbedingungen mit den Fabriken dieser Bekleidungsketten geben, aber diese Abkommen werden nicht (ausreichend) kontrolliert, somit fallen diese Ketten zunächst einmal (wenn sich innerhalb dieses Jahres nicht entscheidend etwas ändert – die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt) aus meinem Einkaufspool heraus. Dies bedeutet wirklich eine radikale Umstellung meiner Einkaufgewohnheiten. Konnte ich mich bisher beim Einkauf an bestimmten Marken orientieren, die mir passten, muss ich mir nun Alternativen suchen. Das wird zunächst einmal Zeit kosten. Auch sind die Vertriebswege von fairer Kleidung nicht unbedingt konform mit meinen bisherigen Einkaufgewohnheiten. Kaufte ich bisher Kleidung hauptsächlich in Läden, wird sich nun der Einkauf häufig ins Internet verlagern (also konträr zu meinem ersten Projekt).

Die Bedingungen

Was gehört für mich zur Kleidung, die fair eingekauft werden soll? Ich habe mich dazu entschlossen, wirklich alles an tragbarem am Körper zuzuzählen, angefangen bei der Unterwäsche, über Socken, Kleider, Röcke, Hosen, Jeans, Pullis, Funktionskleidung, Jacken, Mäntel, Schuhe und Taschen, sowie Mützen und Schals.

Diese aufgezählte Kleidung werde ich über Bezugsquellen kaufen, von denen ich ausgehen kann, dass sie fair handeln, d. h. sie bezahlen die Näherinnen fair und sorgen auch dafür, dass die Fabriken in ordentlichem Zustand sind. (Schwerpunkt ist also hauptsächlich die faire Bezahlung bei der Produktion des Endproduktes. Natürlich ist es sehr rühmlich, auch auf gute Zulieferer, auf Umweltaspekte etc. zu achten, aber m. E. ist der Markt schon so unübersichtlich genug, so dass ich mich auf diesen Schwerpunkt festlege.)

Leider muss ich mich dabei häufig auf die eigenen Aussagen der Händler und auf Zeitungsberichte berufen, sowie auf Zertifikate und übergeordnete Abkommen.

Nicht zu fairen Händlern gehören Ketten, die zwar Abkommen für fairere Bedingungen geschlossen haben, aber nicht dazu beitragen, dass diese Abkommen kontrolliert werden.

Vorhandene Kleidung darf aufgetragen und/oder upgecycelt werden. Außerdem dürfen alle vorhanden Stoffe verbraucht werden. Beim Kauf von neuem Stoff versuche ich auch auf faire und ökologische Verarbeitung zu achten.

Auch meine Second-Hand-Kleidung soll möglichst fair hergestellt worden sein.

Sicher werde ich oft an Grenzen stoßen. Was bedeutet z. B. Öko-Tex? Kann man dem Label vertrauen oder ist es nur eine Worthülse? Diese und andere Fragen im Zusammenhang von fairem Einkauf werde ich mir im Laufe des Projektes stellen und auch beantworten.

Der Projekt-Zeitraum

Beginn ist der 1.1.2014. Am 31.12.2014 soll das Projekt enden.


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