Fair Bekleidungen einzukaufen ist nicht leicht. Gerade wenn man schnell etwas kaufen möchte, etwas ganz bestimmtes sucht oder wenigstens in ein paar wenigen Kleidungsstücken den neusten Trend widerspiegeln möchte, dann kann ein idealistischer Gedanke schnell an seine Grenzen stoßen, denn die Bekleidungshersteller wollen gar nicht, dass man so genau weiß, wo ein Kleidungsstück herkommt.
Sie verkaufen einem eher ein Lebensgefühl, dem man oft auch gerne und zu willig folgt. Aber gut, ich bin nicht hier, um Vorwürfe zu machen, denn ich kann mich auch nicht frei schreiben von diesen inneren Schweinehunden, die einen regelmäßig überwältigen. Und genau deshalb habe ich hier eine Seite eingerichtet mit Tipps, die man auf jeden Fall umsetzen kann.
Nichts ist schlimmer, als ein zu hohes Ideal, dass einen zu schnell in alte Gewohnheiten zurück wirft und dort belässt!
Reihenfolge der Einkäufe
Diese Liste stellt die Kette der Prioritäten bei einem fairen Einkauf dar. Sie funktioniert wie folgt:
Wenn man ein neues Kleidungsstück kaufen möchte, geht man die Liste einmal durch und versucht den Kauf des Kleidungsstückes immer möglichst hoch anzusetzen, funktioniert dies nicht, setzt man die nächst niedrigere Stufe an usw.
Beispiele: Ich möchte ein neues T-Shirt kaufen und kenne einen Internethändler, der fair gefertigte Kleidungsstücke aus fairer Bio-Baumwolle herstellt, diese aber mit dem Flugzeug nach Deutschland fliegt, dann setzt der Kauf bei 2. an, möchte ich mir aber einen neuen Blazer kaufen und finde einen, der in Italien gefertigt wurde, dann wäre das Punkt 4, da der Blazer in Italien nach EU-Arbeitsstandards gefertigt wurde und mit dem Laster auf relativ kurzer Instanz nach Deutschland kam. Will ich mir ein Sweater in der neuen Trendfarbe pink kaufen und finde diese Farbe bei keinem Händler der fair herstellt, aber aus Bio-Baumwolle, aber mit dem Flugzeug aus Fernost eingeflogen, dann gehört das dem Punkt 7 an.
Ich habe also immer einen Überblick darüber, wo ich ein Kleidungsstück einreihen kann und wie die direkt darüber liegenden Punkte aufgebaut sind und könnte z. B. bei dem pinken T-Shirt versuchen auch noch eins zu ergattern, dass mit dem Schiff nach Deutschland kam und somit eine bessere CO2-Bilanz hat, als das, was ich ursprünglich ausgesucht hatte. Somit steigt meine T-Shirt um einen Punkt nach oben auf die 6 und ich bin wieder meinem Ideal (der 1) einen Schritt näher gekommen 😉
Einschränkend muss ich sagen, dass es bei meinem Projekt schwerpunktmäßig um die faire Bezahlung geht, eine andere Liste könnte z. B. die biologischen Aspekte in den Vordergrund stellen, dann würde die Liste etwas anders sortiert sein. Es soll sich hier ja auch nur um einen mögliche Einkaufshilfe handeln, die sich gerne jeder für seine Ansprüche individuell ändern kann.
Die Liste:
- Fair hergestellte Kleidung aus fair bezahlten Bio-Stoffen mit CO2-neutralen Transportwegen.
- Fair hergestellte Kleidung aus fair bezahlter Bio-Stoffen.
- Fair hergestellte Kleidung aus fair bezahlten Stoffen mit CO2-neutralen Transportwegen.
- Fair hergestellte Kleidung mit CO2-neutralen Transportwegen.
- Fair hergestellte Kleidung.
- Kleidung aus fair bezahlten Bio-Stoffen mit CO2-neutralen Transportwegen.
- Kleidung aus fair bezahlten Bio-Stoffen.
- Kleidung aus Bio-Stoffen.
- Kleidung mit CO2-neutralen Transportwegen.
- Kleidung.
Ein paar Ideen, die helfen, etwas behutsamer mit dem teuren Gut Kleidung umzugehen
Jedes hergestellte Kleidungsstück hat einmal die Umwelt belastet
Jedes Kleidungsstück, egal wie fair oder bio es hergestellt wurde, belastete die Umwelt, von daher ist es sinnvoll, generell sehr behutsam mit dem Kauf von Kleidung umzugehen. Wenn der Artikel Kleidung nicht mehr zu einem Konsumgut wird, wie die Milch zum Kaffee, dann ist es auch möglich, dass sich Pronto Moda (schnelle Mode, Mode aus dem Discount) abbaut und endlich Platz und Geld in den Haushalten ist für gute, faire Mode.
Lege eine gute, hochwertige Basic-Gardrobe an
Um die Kleidungsmenge in seinem Kleiderschrank generell so gering wie möglich zu halten, ist es sinnvoll sich eine gute, qualitativ hochwertige Basicgardrobe zuzulegen, die man bis zum Totalexitus tragen kann. Hierzu gehört Unterwäsche, die man unter fast allem tragen kann, neutrale Shirts, schlichte Hosen, schlichte Blusen, schlichte Blazer. Klassiker halt, am Besten in neutralen Farben, z. B. schwarz, weiß, beige, dunkelblau. Davon braucht man auch keine Unmengen, sondern immer soviel, dass man ca. eine Woche damit hinkommt. Ein weiterer Vorteil, nur wenige Teile im Kleiderschrank zu haben ist, dass diese auch verschlissen werden, bevor sie völlig unmodern sind (auch Basics leiden manchmal unter einem modischen Verfallsdatum, das allerdings wesentlich länger dauert, als z. B. Teile in Modefarben). So eine Basisgardrobe hilft auch morgends Zeit zu sparen, da man sich nicht mehr so lange den Kopf darüber zerbrechen muss, was man denn nun ins Büro anziehen soll.
Nur wenige Trends
Da unsere Gesellschaft (noch) sehr viel über Mode bewertet (die ist altmodisch, die ist jugendlich gekleidet, die ist in, die ist out usw.), kommen viele Frauen (und einige Männer) nicht drum herum, sich auch hin und wieder ein aktuelles Teil zu kaufen. Auch ein unbewusster Druck (aber auch eine offizielle Bekleidungsvorschrift) im beruflichen Kontext zwingen zum Einkauf.
Hier ist weniger oft mehr. Ist in einem Jahr lila die Trendfarbe, an der keine vorbei kommt, kann sie bereits im nächsten Jahr als altmodisch gelten, daher gilt: Wenn man unbedingt die Trendfarbe haben möchte, könnte man sie z. b. auch in Accessoires, wie Tüchern oder Taschen einbauen. Diese Teile kann man, wenn sie out werden, getrost in den Schrank verstauen und warten, bis die Farbe wieder kommt, denn Accessoires unterliegen weniger modischen Schnitten, als Kleidungsstücke.
Wenn es dann doch unbedingt ein Kleidungsstück in der Modefarbe sein muss, sollte man generell nur sehr wenige Teile in Modefarben wählen. Die Modefarben sollten auf jeden Fall zu den Basics passen. In Shops werden gerne ganze Locks präsentiert, die dazu verleiten sollen, gleich ein komplettes Outfit zu kaufen. Dies sollte man sich gut überlegen! Selten trägt man immer das gleiche Outfit, sondern möchte varieren und wenn dann das neue Outfit zu nichts im Schrank passt, hat man schnell wieder den ganzen Schrank voll mit lauter Sachen, die sich nicht auftragen lassen.
Kaufe wenig, aber qualitativ hochwertig
Wer kennt sie nicht, die Mode-Discounter, die teilweise so billig sind, dass man sich manches zwei- und dreimal kauft, nur weil es billig ist? Im Grunde spricht nichts dagegen etwas mehrmals zu kaufen, aber bitte nur, wenn man weiß, dass man es auch wirklich trägt! Und warum, wenn man weiß, dass man etwas wirklich lange trägt, nicht etwas tiefer in die Tasche greifen und gleich ein qualitativ hochwertigeres Teil kaufen (s. dazu Punkt 1 – jedes hergestellte Teil belastet die Umwelt – es gilt also: Qualität nicht Quantität ist die Devise!)?
Trage ich z. B. immer weiße Baumwoll-Langarmshirts unter dem Blazer, kaufe ich lieber welche, die etwas dichter gewebt sind, damit sie nicht in der Wäsche verziehen und länger halten, anstatt billigen Ramsch (s. dazu Bericht über Test von Stiftungwarentest aus 2010 bzw. den Test selbst).
Dieser Artikel ist Teil meines Projektes „One Year fair Clothes„. Das heißt, dass ich versuche, ein Jahr nur Kleidung zu kaufen, deren Hersteller fair entlohnt werden. Dafür recherchiere ich über das Thema und verblogge meine Ergebnisse hier. Genaueres habe ich in diesem Artikel beschrieben.
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