Der Advent zählt Weihnachten ab. Zeitgleich wird mein Jahr „nur faire Kleidung kaufen“ abgezählt. Am 31.12.2014 ist Schluss, also in gut 17 Tagen (wenn man heute mitzählt).
Hier berichtet Hilan Sezgin von der TAZ darüber, wie schwer es ihr fiel, ein Jahr auf Konsum zu verzichten. Sie wählte dabei Lebensmittel und Kosmetika als Ausnahme und entschied, dass Bücher auch Lebensmittel sind. Sie stellte fest, dass sie anfing den Konsum zu verlagern.
Ich muss gestehen, dass ich das anfangs auch tat. Anstatt in Klamottenläden zu stöbern, ging ich eher mal in eine Buchhandlung. Nun gut, es wird mir nicht geschadet haben. Aber nach einer Weile fiel mir dies auf und ich fragte mich immer öfter: „Brauche ich den Konsum, um glücklich zu sein?“ Ich stellte fest: Nein! Oft wird mit dem Konsum auch anderes überlagert. Konsum sorgt dafür, dass man Glück nicht dort sucht, wo man es eher finden könnte. (Wahres Glück im Waren-Glück? bpb, Weniger kaufen macht glücklicher, natur.de)
Inzwischen habe ich Alternativen zum Konsum gefunden, die wesentlich glücklicher machen. Zum Beispiel mache ich jetzt mehr Sport oder achte auf eine gesunde Ernährung. Öfter gehe ich einen Salat essen, wenn ich auf den Bus warte, anstatt ausgehungert durch einen Laden zu rennen.
Seit ca. 3 Monaten nehme ich an einem Nähkurs teil, der mich dazu motiviert, nichts zu kaufen, sondern lieber mehr zu nähen. Und wenn mich dann doch mal die Klamotten-Konsum-Sucht (etwas anderes ist es nicht, denn in den seltensten Fällen braucht man wirklich etwas) trifft, habe ich ein paar kleine Boutiquen in Aachen gefunden, die italienische Mode anbieten. Dort habe mir bereits das eine oder andere exquisite Teil gegönnt. Irgendwie erfüllt mich das inzwischen viel mehr, als aus einem H&M, Zara oder C&A mit zehn T-Shirts rauszugehen und nur zwei davon zu tragen, denn T-Shirts habe ich echt genug!
Vor kurzem bin ich noch einmal in einen Textildiscount gegangen und ich war überrascht, wie sehr dieser nach Farbe und Kunststoff stank. Es ist ähnlich, wie mit dem Nichtrauchergesetz. Erst seitdem überall das Rauchen verboten ist, merkt man (als Nichtraucher), wie sehr man früher eingenebelt wurde. So ist das auch mit der Billigkleidung. Sie wird nicht nur unter unfairen Bedingungen hergestellt, sondern auch mit billigen Materialien und diese dünsten teilweise so stark aus, dass sie Allergien auslösen können. Wenn man diesen Gestank längere Zeit meidet, merkt man nach der Abstinenz wie stark diese Sachen stinken.
Das eine Jahr hat also auf jeden Fall einen Umdenkprozess in mir ausgelöst, der ganz sicher über das eine Jahr hinaus gehen wird. Das nächste, was ich nicht mehr machen möchte ist, Dinge mit hohem Elasthananteil kaufen (z. B. Blusen und Unterhemden), da diese in der Wäsche häufig sehr stark eingehen und nach ca. 2 Jahren aussortiert werden müssen, weil sie nicht mehr passen (am häufigsten reduzierte sich die Länge). Es gibt auf jeden Fall jede Menge weitere Optimierungsmöglichkeiten in meinem Kleiderschrank, die ich auch nach Ablauf dieses Jahres zu Gunsten der Umwelt und fairen Herstellungsbedingungen umsetzen möchte und am Ende kommt es mir selbst zu Gute. Es fühlt sich einfach richtig und gut an.
Dieser Artikel ist Teil meines Projektes „One Year fair Clothes„. Das heißt, dass ich versuche, ein Jahr nur Kleidung zu kaufen, deren Hersteller fair entlohnt werden. Dafür recherchiere ich über das Thema und verblogge meine Ergebnisse hier. Genaueres habe ich in diesem Artikel beschrieben.
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Titelbild: Von Alejo Reinoso auf Unsplash
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