Dina von der Nähschule Nähaixklusiv sensibilisiert uns bereits seit Jahren in ihren Upcycling-Workshops, aber auch in den normalen Nähkursen darauf, wie wertvoll Textilien sind und wie inflationär in unserer Zeit damit umgegangen wird. Sie schaffte es nun auch, eine kleine Gruppe aus ihren diversen Kursen für einen Kurs über Boro (es öffnet sich ein PDF-Flyer im Browser) bei Claudia Merx zu begeistern. Ich war eine der Teilnehmer*innen.
Der Kurs ging über zwei Tage jeweils von 10 – 17 Uhr und fand im Tuchwerk Aachen statt.
Nun gibt es diverse Anleitungen im Internet über diese japanische Flicktechnik und man könnte sich fragen, warum man sich über zwei Tage in einem Kurs damit beschäftigen sollte.
Inzwischen kann man alles mit einen schnellen Klick über das Internet konsumieren. Und wenn wir ehrlich sind, dann geht es in unserer aktuellen Nähwelt hauptsächlich um Konsum. Wir haben zu Hause haufenweise Stoffe liegen, die wir in unserem Leben nicht verarbeitet bekommen. Wir kaufen dazu einen Haufen von Garnen, Zubehör und diversen „Helferlein“ und täglich werden neue Videos auf Tiktok, YouTube und Instagram veröffentlicht, die alleine dazu dienen, uns zu noch weiteren Käufen zu animieren. Nachhaltig ist das schon lange nicht mehr, obwohl sehr viele das in ihrer Kindheit noch ganz anders kennengelernt haben. Genäht wurde früher aus der Not heraus, weil man sich nicht ständig neue Kleidung leisten konnte oder weil es (z. B. in der Nachkriegszeit oder der DDR) bestimmte Kleidung gar nicht zu kaufen gab.
Auch Anleitungen werden immer schneller konsumiert. Gab es damals nur ein oder zwei Zeitschriften mit Schnittmustern, die zum Teil in der Familie weitergereicht wurden, so ist die Anzahl der Anleitungen in Büchern, Zeitschriften und online unglaublich angestiegen. Auch davon haben wir inzwischen viel zu viele.
In diesen zwei Tagen wurde man in eine andere Welt zurückversetzt. Claudia erklärte sehr eindrücklich, woher diese Technik genau kommt und wie und warum sie angewendet wurde. Man merkte ihr an, dass es ihr sehr wichtig war, uns in die Welt des alten Japan zu versetzen und die Hintergründe genau zu verstehen.
Während wir diese Technik und ihren Ursprung näher kennenlernten, kamen wir gleichzeitig in den Kontakt mit unseren Ahnen. Wie sie mit Kleidung umgingen, was das mit uns macht und wie es zur Zeit um unsere Kleidung steht.
Wir bekamen veranschaulicht, welchen Wert kleinste Stoffstücke im alten Japan hatten.
Unter diesen Aspekten bearbeiteten wir unsere Werkstücke und begannen die Wertschätzung, aber auch die Funktionalität der damaligen Technik zu verinnerlichen.
Für mich waren diese Tage eine absolute Erhellung und brachten mich noch näher an meine Themen des nachhaltigen Kleiderschrankes und dem Wunsch, auch beim Nähen immer nachhaltiger zu handeln. Denn auch unsere Textilien sind wertvoll, auch wenn wir sie oft für wenig Geld erhalten, haben sie eine Menge Wasser und CO2 verbraucht und wurden von unserer Umwelt „bezahlt“.
Am Ende war ich froh, nicht im Internet nach der Technik gesucht zu haben, sondern eine tiefere Berührung mit dem Thema erhalten zu haben.
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