Kraniche restaurieren

Getrödelt Gefunden Gefreut – Die Kraniche der 50er- und 60er-Jahre

Vor einigen Wochen hatte ich eine nicht ganz so schöne Aufgabe: Eine Haushaltsauflösung innerhalb der Familie. Nun muss ich dazu sagen, dass wir bereits seit Ende letzten Jahres regelmäßig Flohmarkt gemacht hatten, da meine SchwieMu ihren Haushalt nach und nach auflöste. Des Weiteren hatten wir angefangen, doppelte Sachen auszusortieren und ich war heilfroh, dass mein Mann sich endlich von Sachen trennen konnte. Die regelmäßigen Flohmärkte halfen ihm dabei, da es für ihn leichter war, die Sachen zu verkaufen anstatt wegzuwerfen.

Nun kam die Haushaltsauflösung und damit die Gefahr alles wieder vollzustellen. Damit das nicht passiert, galt die Devise: Maximal ein Umzugskarton voll darf mit. Den Rest hatten wir vor Ort auf einem Flohmarkt am gleichen Wochenende verkauft und was nicht wegging, verschenkt bzw. weggeworfen.

Wenn man sich auf das Wesentliche beschränken muss, hilft mir der Satz, den ich mal irgendwo gelesen hatte (leider weiß ich nicht mehr wo): „Ins Haus dürfen nur Sachen, die entweder nützlich oder schön sind!“

Am Ende hatte ich in dem Karton alte Schallplatten, einige Bücher, ein bisschen Deko und Geschirr (von 1950er bis 1970er) und diese Kraniche.

Die Kraniche der 1950er- und 1960er-Jahre faszinierten mich schon immer. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Varianten: Stehend, einzeln hängend (meistens aus Teakholz), als Kupferstich und auf Holzplatten geleimt. Kraniche schmückten aber auch Wandteppiche, Porzellan und sogar Blumenbänke.

Datiert werden die Kraniche sehr unterschiedlich. Während die einzelnen Vögel aus Teakholz häufiger den 50er-Jahren zugeschrieben wurden, werden die auf Holzplatten geleimten mehr in den 1960er-Jahren datiert. Leider konnte ich keine wirklich verlässliche Quelle finden und schätze, dass die allermeisten Anbieter den Jahrgang einfach nur schätzen.

Bei unserer Haushaltsauflösung gab es beide Exemplare und da das Familienstücke waren, wäre ich anhand der familiären Herkunft bei den stilisierten Einzelvögeln (hier ein Beispiel auf Pinterest) eher von den 60ern, wenn nicht sogar den 70er-Jahren ausgegangen und bei dem Kranich auf Holzplatte geleimt eher von den frühen 60ern oder sogar 50er-Jahren.

Die Einzelvögel gingen leider an jemand anderen, aber an dem Kranich auf der Holzplatte hatte keiner Interesse, weil er kaputt war. Durch Feuchtigkeit hatten sich die Leimbinder an der oberen und unteren Kante gelöst und einer war sogar gerissen.

Der noch kaputte Kranich, rechts das abgebrochene Stück.

Für mich kein Problem! Zunächst habe ich vorsichtig die Leimreste mit Schleifpapier entfernt, damit der neue Leim gut in das Holz einziehen kann und dadurch die Verbindung entsteht. Dann habe ich etwas Express-Leim aufgetragen, das ganze gut zusammengedrückt und den ausquellen Leim sofort entfernt. Nach 5 Minuten war der Leim ausgehärtet, dann konnte ich das Holz aufpolieren.

Die gebrochene und wieder geleimte Stelle.

Zum Polieren nimmt man besser keine Möbelpolitur, denn in Möbelpolituren sind Lösungsmittel enthalten, die manchem Holz eher schaden, als helfen. Ich habe einfaches Rapsöl (ist vielleicht nicht immer die beste Wahl, s. Hinweis nächster Absatz) genommen, das reicht vollkommen. Da der Kranich selbst aus unbehandeltem Holz besteht, habe ich den natürlich aus der Ölbehandlung ausgenommen und nur mit einem trockenen Tuch etwas entstaubt.

Hierzu erhielt ich den Hinweis (s. Kommentar), dass Rapsöl ranzig werden kann. Da ich es nur als eine Art Politur nahm, die kaum bis gar nicht in das Furnier einzog, machte das nichts. Bei Echtholzbehandlung sollte Leinöl verwendet werden.

Der fertige Kranich und das benötigte Material.

Gehandelt werden solche Kraniche zwischen 30 und 120 Euro, wobei ich mich manchmal frage, ob diese Preise auch wirklich realisiert werden. Schreiben kann man ja viel. Meiner ist jedenfalls nicht zu verkaufen, sondern hängt bei uns und passt wunderbar zu unseren altmodischen Türrahmen 😉

Sein neues zu Hause 🙂

Kraniche gelten als Glücksbringer. Im asiatischen Raum dienen sie auch als Talisman für die Ehe, da Kraniche lebenslange Partnerschaften eingehen und ihrem Partner treu bleiben. Nachts schlafen sie stehend in Sümpfen, was sie vor Feinden, wie z. B. dem Fuchs, schützen soll. Daher werden sie auch oft, wie meiner auch, in einem Sumpf stehend, von Schilf umgeben, dargestellt.

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Kommentare

8 Antworten zu „Getrödelt Gefunden Gefreut – Die Kraniche der 50er- und 60er-Jahre“

  1. Avatar von zucker ruebchen

    Schön, dass du den Kranich wieder hinbekommen hast. Ich mag sie auch sehr. Ich habe auch 2. Einer davon ist ziemlich farbenfroh aufgerüscht, aber der war auch nur aus Plastik auf umleimten Pressholz. Deiner ist da viel edler.
    Liebe Grüße
    Jennifer

    1. Avatar von Tina

      Hallo Jennifer, so eine aufgepimpte Version würde mich auch mal interessieren. Habe mal auf deinem Blog rumgestöbert, aber sie nicht gefunden. Gibt es ein Bild dazu?
      Liebe Grüße
      Tina

  2. Avatar von Ms. Falcon

    Den einen oder anderen Kranich gibt es bei uns auch, ob aus Holz und freistehen oder als Metallwandekoration. Nur haben wir eher nur 3-6€ auf dem Flohmarkt bezahlt. … Schöne Anschaffung!

    1. Avatar von Tina

      Danke 🙂

      Das habe ich mir auch gedacht, dass sie eher günstiger sein müssten.

  3. Avatar von beswingtes Fräulein

    Ach, das ist aber auch ein wirklich ganz besonders hübsches Exemplar 🙂 Und toll, dass Du ihn wieder hinbekommen hast – vielleicht gesellen sich ja noch weitere dazu 😉

    1. Avatar von Tina

      Also ich hätte nichts dagegen. Vielleicht mache ich ja auch solche Flohmarkt-Schnapper, wie Ms. Falcon erzählt 😉

  4. Avatar von Anna
    Anna

    Der Kranich sieht total schön aus! Eine kleine Anmerkung hätte ich noch, auch wenn der Artikel schon etwas älter ist. Vielleicht stößt jemand ja auf den Artikel so wie ich heute 😉 Zum Polieren sollte man kein Rapsöl nehmen, da dieses feucht bleibt und in Verbindung mit Sauerstoff nicht aushärtetet. Zudem wird es über die Zeit ranzig. Gute Erfahrungen habe ich hingegen mit Leinöl gemacht, welches mir von einem Tischler und Restaurator empfohlen wurde.

    1. Avatar von V. vom Venn

      Guter Hinweis, allerdings hatte ich das Problem mit dem Rapsöl jetzt nicht, aber ich vermute, dass es daran lag, dass das Holz auch eher Furnier ist. Evtl. verhält sich das bei Vollholz anders.

Ich freue mich über deinen Kommentar 🙂
…allerdings beachte bitte, dass ich durch das Hinterlassen eines Kommentars, Daten von dir erhalte. Genaueres siehe hier.

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