Im April 2021 kaufte ich einen Ongo Classic Pendelhocker für meinen Nähplatz. Neu kosten diese Hocker zwischen 315 und 330 Euro. Ich konnte bei einem kleinen Möbelhaus ein Ausstellungsstück für 284 Euro ergattern, das ein Auslaufmodel war. Die alten Modelle hatten in der Größe Regular eine Sitzhöhe von 43 bis 62 cm und die neueren von 44 bis 66 cm.
Die Pendelleistung
Zunächst war ich von der sehr guten Pendelleistung begeistert. Ich hatte zuvor andere, ähnlich teure Pendelhocker ausprobiert, die kaum Spiel zuließen. Die anderen Pendelhocker waren wie schlechte Schaukelstühle. Ihr kennt sicherlich diese Schaukelstühle, in die man sich setzt und es passiert genau gar nichts? So waren die anderen Pendelhocker. Nicht so der Ongo. Er hatte im Stillstand einen festen Stand, aber auch genug Raum für ausgiebiges Pendeln.
Weil ich so begeistert war, kaufte ich einen Zweiten. Diesmal zum Originalpreis. Der kam direkt vom Werk, war in zwei Teile zerlegt und konnte einfach zusammen gesteckt werden.
Das Knarren
Beide Hocker benutzte ich ungefähr gleich oft. Nach und nach fing das Ausstellungsstück an, zu knarzen. Erst fiel es mir kaum auf oder ich wollte es nicht wahr haben. Wer hat schon Lust auf dieses ganze Reklamationsprozedere? Ich nicht. Aber nach vier Monaten war das Knarren so laut, dass es unerträglich wurde. Ich mochte mich auf dem PENDELhocker gar nicht mehr bewegen, weil dieses Geräusch einfach nur noch laut und unangenehm war.
Die mangelhafte Gewährleistungsabwicklung
Also wendete ich mich an das Möbelhaus und bat um Reparatur. Die teilten mir mit, dass sie das dem Hersteller gemeldet hatten. Nachdem ich vier Monate immer wieder nachfragte und nichts passierte, wendete ich mich direkt an Ongo. Von dort wurde mir geantwortet, dass man das Geräusch einfach mit W40 beseitigen und dies das Möbelhaus machen könnte.
Frei nach dem Motto: Wenn dir nichts mehr fällt ein, kipp W40 rein.
Ich rate davon DRINGEND ab, da W40 ein Lösungsmittel und kein Schmiermittel ist. (Genaueres hier.) Außerdem könnte W40 den Kunststoff des Hockers schädigen.
Also wandte ich mich wieder an das Möbelhaus. Wieder nichts. Wieder an Ongo gewandt. Auch von da keine Antwort mehr.
Da das Möbelhaus inzwischen eine Filiale schloss und bei der zweiten nur noch sehr eingeschränkte Öffnungszeiten hatte, ging ich davon aus, dass dort nichts mehr zu holen war, von daher sah ich von rechtlichen Schritten ab. Soviel zum Thema: Wir kaufen keine chinesische Billigware beim Discounter, sondern teure Ware „Made in Germany“ beim Möbelhändler um die Ecke. War ein Versuch und ich bin mir sicher, im Himmel hat sich einer über meine idealistischen Gedanken tot gelacht.
Die „Reparatur“
Nun saß ich auf einem Pendelhocker ohne Pendel und hatte keinerlei Handhabe. Nachdem ich wieder in einem Möbelhaus stand, diesmal ein sehr viel größeres mit ganz viel Billigkram, erinnerte ich mich daran, dass der eine Hocker zerlegt ankam. Wie ein Geistesblitz durchfuhr es mich, von einem Ersatzkauf aus Frust abzusehen und erstmal zu versuchen, den knarrenden Hocker so zu zerlegen, wie der andere Hocker bei mir ankam.
Zu Hause las ich in der Anleitung, dass das relativ einfach gehen soll: Fuß vom Hocker mit den Füßen fixieren, Sitzteil drehen und leicht anheben.
Das ging in der Tat sehr leicht. Zunächst nahm ich den knarrenden Hocker auseinander und versuchte mich auf den Sitz ohne Fußteil zu setzen, um herauszufinden, ob das Knarren aus dem Oberteil kommt. Kam es nicht. Das Geräusch musste also entweder aus der Führung oder aus dem Fuß kommen.
Zum Vergleich nahm ich auch das Sitzteil des Hockers, der vom Hersteller kam, ab und machte eine äußerst interessante Entdeckung: In der Führungsschiene des Hockers vom Hersteller waren vier gummierte (?) Klebestreifen befestigt.
Schnell zeichnete ich an dem knarrenden Hocker mit einem Bleistift an, wie weit das Oberteil in die Führungsschiene versinkt, nahm dann das Oberteil wieder ab und umwickelte es kurz unter der Markierung mit Malerkrepp. Und Tatsache, der Hocker knarrte nicht mehr. Da ich allerdings nicht weiß, wie kompatibel Malerkrepp mit dem Kunststoffuntergrund ist, werde ich nun noch einmal versuchen, die Originalklebestreifen vom Hersteller zu bekommen.
Fazit
Ongo hat sich in diesem Fall wirklich nicht mit Ruhm bekleckert! Insgesamt 6 Monate hatte man mich ratlos mit dem Hocker alleine gelassen. Vermutlich weil man sich nicht die Blöße geben wollte, dass bei einem 300-Euro-teuren Hocker vier Klebestreifen über knarren oder nicht knarren entscheiden! Und damit man nicht selbst nachsieht, ist überall verzeichnet, dass Reparaturen nur von Ongo autorisierten Fachleuten vorgenommen werden dürfen. Ich befürchte allerdings, dass es die gar nicht gibt. Daher habe ich diesen Artikel verfasst. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen, der ähnlich verzweifelt vor diesem Problem steht.
Kaufempfehlung?
Anhand meines Beitrages könnt ihr sicherlich erahnen, dass ich aufgrund der schlechten Serviceleistung von Ongo, trotz der guten Pendelleistung, ungerne zu einem Ongo Hocker raten würde. Als Verbraucher ist man auf guten After-Sale-Service angewiesen. Nichts vermiest einen die Laune mehr, als viel Geld für Ware auszugeben, die am Ende nicht repariert wird. Da nutzen einem die drei Jahre Garantieversprechen nichts, wenn man sie im Zweifel einklagen müsste. Im Übrigen finde ich für den Preis, den der Hersteller aufruft, drei Jahre Garantie echt wenig! Nähmaschinen haben zum Teil 10 Jahre Garantie und da ist mehr dran, als an einem Hocker. Aber vielleicht findet ihr irgendwo einen gebrauchten Hocker, der das gleiche Problem aufweist und wisst euch dann zu helfen. Damit habt ihr dann auch sehr nachhaltig gehandelt 😉
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